…… vom Bürgerhaus in das Parktheater gegenüber, den wir in der Session 2018/19 taten und so war mit „Best Of Funkenfastnacht“ ein neues Format in der Bensemer Fastnacht geboren. Ein einmaliges Projekt, denn der Abschied von der traditionellen Saal Fastnachtssitzung stand nicht auf der GRF Agenda. Was im Vorfeld nur schwer vorstellbar war, gelang. Als ein Fortschritt der Renovierung des Bürgerhauses nicht wirklich sichtbar war, zeichnete sich eine zweite Runde außerhalb der guten Stube der Funken bereits frühzeitig ab. Aufgrund der gemachten Erfahrung entschied man sich für eine zweite Funken-Fastnachtsshow im Theater. Ein neues Programm war nötig und die Suche nach neuen Gesichtern begann frühzeitig und endete laut Besucher- und Pressestimmen mit vollem Erfolg.
Das Grundgerüst des vergangenen Jahres wurde beibehalten: Vorträge, Gesang und Ballett dazu kurze knackige Übergänge mit allen notwendigen Infos zu den Akteuren. Ein Dreiakter der guten Laune und des närrischen Frohsinns! Durch eine zweite „Zapfstelle“ im oberen Stockwerk konnte die Pausenschlange an der Foyer-Bar spürbar verkürzt werden. Auch ein After-Show-Bier in geselliger Runde war damit den Gästen und Aktiven möglich und wurde freudig angenommen. Eine kleine Feuertaufe auch für die Mannschaft um den neuen Pächter von Bürgerhaus und Dalbergerhof Benjamin Huckele, der in diesem Jahr erstmalig die Bewirtung übernahm.
Ein geschlossener Vorhang empfing die zahlreichen maskierte Narren am 21 und 22 Februar. Zu den Klängen des Ohrwurms „Willkommen, Bienvenue, Welcome“ aus Kabarett präsentierten sich alle Aktiven bereits zu Showbeginn auf der Bühne und nach dem „Narrhallamarsch“ der Grieselsänger grüßte der neue Präsident der Funken Moritz Amboss mit dem traditionellen „dreifachen EIJO!“ und gab die Bühne frei.
Den Auftakt machte Heinz Burger mit seinem Protokoll zum vergangenen Jahr. Ganz im Sinne von Kreta Thunberg kam er nach eigener Aussage „absolut emissionsfrei mit einem Bötchen auf dem Winkelbach von Gernsheim nach Bensheim gesegelt“. Bei seiner Nachrichten Rückschau konnte von einem sparsamen Umgang mit Vortragsenergie allerdings keine Rede sein. Zu den zahlreichen Missständen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der weiten Welt und vor der eigenen Tür fanden sich mit spitzen Griffel geschriebenen Notizen im Protokoll. Selbst aktuelle Heise Eisen wie der rassistisch motivierte Anschlag in Hanau und die schallende Ohrfeige für die demokratische Parteienlandschaft in Thüringen wurden angepackt und die Forderungen nach der Entsorgung von „Braunem“ in der allgemeinen üblichen Form: Dann Spülung drücken und Deckel zu, dann ist in Deutschland endlich wieder Ruh!“ wurde mit andauerndem Applaus quittiert. Mit „Entschuldigung aber das musste jetzt mal raus!“ beendete Heinz seinen emotionalen Beitrag und zog sich nach dem Tausch seiner Narrenkappe gegen eine Kapitänsmütze wieder auf sein Boot zurück.
Nadja Strauß und Melanie Voos – beide Doktorinnen mit närrischem Familienhintergrund – beherrschen die hohe Schule der Löwendressur ohne Käfig. Ihr einfühlsamer Umgang mit den gefährlichen Raubtieren führte zu einer unterhaltsamen Aufführung dargeboten von einem ganzen Rudel junge Löwinnen. Die kleinsten der Funkenfamilie tanzten sich mit Liedern aus „König der Löwen“ mühelos in die Herzen der Zuschauer.
Mit einer Klimaerwärmung der besonderen Art kämpfte unsere Margot. Begleitet von Bernhard Stenger an der Gitarre, gab sie Einblicke in die Welt der weiblichen Hitzewallungen. Ihre gesanglichen Schilderungen aus dem wahren Leben fanden bei den anwesenden Narren und Närrinnen heitere Zustimmung. Als die Beiden als Zugabe noch den internationalen Fastnachtssong „Babaribabibabu“ zum Besten gaben, hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen. Das war der endgültige Beweis, dass ein Fastnachtsfeiern trotz festmontierter Sitzreihen auch in einem Theater möglich ist. Schunkeln und „Auf und nieder“ lassen sich so nicht aufhalten. Ein im wahrsten Sinne des Wortes „bewegtes Ende“ des ersten Drittel.
Was gibt es Schöneres als die rhythmischen Trommelklänge von Safri Duo durch im Gleichklang geschwungene Tanzbeine hübscher Gardemädchen sichtbar zu machen. Die Frage nach dem richtigen Kostüm stellt sich für die Tänzerinnen nicht. Die Garde der Funken erstrahlt traditionell in glitzerndem Rot und Weiß, mit weißen Stiefeln und Dreizack als das Licht auf der Bühne sich seinen Weg durch einen blauen Nebelvorhang bahnt. Getanzte Beats die mit Leichtigkeit das Publikum mitreißen. Einfach ein Ohren und Augenschmaus!
So sah es wohl auch ein kleiner grüner Drache, der sich beim Ausmarsch der Garde heimlich Anschluss und in der Bühnenmitte mit seinem sandfarbenen Protest seinen Platz fand. Aus dem Hintergrund gesellte sich noch ein wackerer Ritter mit strahlender Rüstung und ergänzte die Szene. Haltung annehmen, nicht bewegen und ohne jeden Zweifel – das ist die Säule im Marktplatzbrunnen mit Sankt Georg und seinem Drachen! In lebendigen Dialogen ziehen die Beiden durch das bunte Leben in Bensheim und Umgebung. Natürlich haben sie ihre eigene Meinung zum freien Blick auf die Stadtkirche St Georg. Auch zum Bürgerhaus, dem Haus am Markt, dem Neumarkt und dem Sparkassen-Neubau geben Sie Ihre Kommentare in edlen ritterlichen Hochdeutsch und feurigen Bensemerich zum Besten. Natürlich auch mit närrischen Stichen in südliche Richtung und dem Versprechen auf eine Fortsetzung.
Im bekannten Look, aber jünger, leichter, weibliche und mit Hepprumer Anteil griff sich die Indianerband die Instrumente und präsentierte mit rockig poppigem Sound ihre Sicht der Dinge. Ob Weltpolitik, der Bensemer Woi, das Haus am Markt – alles wurde musikalisch verarbeitet. Gespannt lauscht das närrische Volk dem Bandleader, als ihn zum Ende des Auftritts seines intimes Geheimnis mit der mehrfach gesungenen Frage. „Was willst du?“ entlockt würde. Von der Spannung befreit sang der Saal herzt seine Antwort „Riwwelkuche, Riwwelkuche frisch vum Blech- den moag isch!“ mit und echtes Bensemer-Reggae-Feeling macht es sich breit.
Haben sie für die Zubereitung Ihres Frühstücks ein Mobile Fritteuse in der Schreibtischschublade? Nein? Dann sind sie wohl nicht der „Zwingenberger“. Eine Zwangsdiät bringt ihn in Teufelsküche oder genaue zu einem unkontrollierten Bananenkonsum mit verheerenden Folgen. Sein schauspielerisch vorgetragenes Tagesprotokoll enthüllt Unglaubliches und führt nicht nur wie beim Publikum lachbedingt zu Bauchschmerzen.
Wenn zwei gereifte Bänkelsänger in einem stillen Moment sich mal an schöne Seite erinnern, kann angesichts ihrer bekannten Vorliebe für den Genuss von hopfenhaltigen Getränken und eine immerwährenden Suche nach Kontakten zum weiblichen Geschlecht eigentlich nur eines herauskommen. Richtig! Ein Lied! Ein Lied voller Erinnerungen an turbulente Streifzüge durch die ungeahnte Menge aus dem Stadtbild Bensheims verschwundene rauchgeschwängerte Kneipen der 70er, 80er und 90er Jahre. Nach weiteren Songs in gewohnter Bänkelsängerart textsicher vorgetragen, erfüllten sich der Wunsch einmal mit richtiger Bandbegleitung auf der Bühne „Hoamweih nach Zell“ (Highway To Hell) abzurocken. Das servierte Lewwerworschdebrot war dann wie immer ein gern angenommenes Dessert zum Abschluss.
Mal richtig die Wutz rauslassen und am besten direkt durch ein geschlagenes Ei, in eine Wanne Paniermehl, in die Pfanne und auf den Teller. Unsere erste Vorsitzende outet sich in diesem Jahr eindeutig als Nicht-Vegetarierin. Mit der speziellen Spezies Trend-Food-Fans, die niedliche kleine Babymöhren töten und ihrem Futter das Futter weg isst, hat sie das ein oder andere zarte junge Spinatblättchen zu rupfen. Ihre besondere Tierliebe bringt die wortgewandte Vollblutfastnachterin sogar in einer „Ode an das Schwein“ zum Ausdruck. Mit Sätzen wie „Sauerkraut, Pommes, Kartoffelpüree schmeckt mir erst bis du in der Näh‘ !“ brachte sie die Wutz in den Genusshimmel und endete bezeichnender Weise mit „Schnitzel! Eijo!“
Clowns mit herzigen Gesichtern sorgten dann noch einmal für Bewegung auf der Bühne. Mit pantomimischem Tanzspiel sammelte sich das Showballett der Funken unter den Klängen von „Pink Panther“ auf der Bühne. Der dargebotene Showtanz zu flotten Rhythmen übertrug seinen Schwung sofort in die Reihen der Zuschauer und -hörer und wurde auch postwendend mit einer Zugabenforderung belohnt.
Jeder hat schon mal einen Witz erzählt und natürlich auch gehört, aber bitte wer hat sich dann mit dem Witz an sich schon mal so richtig beschäftigt. Herkunft, Aufbau, Dramaturgie und und und…. Alles aus erster Hand gab es vom Zwingenberger in seiner zweiten Runde. Dass es in der hochwissenschaftlichen Erläuterung nicht ohne praktische Beispiele für den Witzwissenschaftslaien ging, dürfte klar sein. Ob Kurzwitz, Flachwitz oder Lieblingswitz – alle kamen zum Einsatz und wurden in der unverwechselbaren „Dr Humoris Causa Zwingenberger Art“ mit vollem Körpereinsatz gezielt unter das närrische Publikum gestreut.
Es gibt aktuell vieles im schönen Bensheim zu besingen, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht. Das gilt auch für Mitsu, die ihrem Samurai asiatisches Essen näher bringen will und bei Hausmannskost am Fujiyama landet. Man macht sich musikalische Gedanken wie man für Veränderungen im Stadtbild sorgen könnte und ersetzt auch einfach mal den Bürgermeister durch einen König von Bensheim. Sollte Stefan dieses Amt an sich reißen, verspricht er schon mal einen raschen Fortgang der Bürgerhaus Renovierung durch die Vergabe an Chinesen und für alle Fußkranke ein Sessellift zu Kirchberg Häuschen. Auch in der Badeordnung des Basinus-Bades würde sich so einiges ändern. Gemessen am Applaus scheint Bensheim für die Monarchie bereit zu sein!
Zum großen bunten Finale mit allen Aktiven auf der Theaterbühne gab es natürlich die Funkenhymne mit Mitklatschfaktor und mit kräftiger Unterstützung des Publikum Chors stellte man noch einmal klar:
Eine Besonderheit in diesem Jahr waren bei den Funken die aktiven Büttenschieber. Einfach nur Dinge von und auf die Bühne zu räumen war gestern! Seit diesem Jahr präsentiert sich diese junge Truppe auch mit kleinen Sketchen, Ansagen oder Vorstellungen aktiv auf der Bühne und schafft so kurzweilige und stimmgewaltige Zwischenspiele in der Funken-Fastnacht-ShowGerne mehr!
In ganz Bensheim findet man wohl niemand der überrascht ist, dass es auch in der nächsten Kampagne 2020/21 noch einmal ohne ein frisch renoviertes Bürgerhaus gehen muss! Somit kann es nur ein Motto für die Saison 2021 geben: